KLAUS KEHRWALD

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Fragen an Klaus Kehrwald
Nizza, 2006

Frage: In der Bildenden Kunst formieren sich immer Lager. Sie bewegen sich zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion. Haben Sie keine Berührungsängste?
Klaus Kehrwald: Nein, überhaupt nicht. Mittlerweile nicht mehr, weil es immer eine Frage der Perspektive ist. Gegenstände können immer genau so gut abstrakt gesehen werden. Selbst in der gegenständlichen Malerei haben sich die Begrifflichkeiten längst vermischt. Das ist das Wesen der Malerei. Das, was gezeigt wird, ist es nicht wirklich, sondern ein Abbild. Siehe Magritte: Ceci n’est pas une pipe. - Das Darstellen einer Pfeife ist keine Pfeife. Insofern finde ich die Unterteilung Abstrakt – Gegenständlich unsinnig. Ich kann nichts mehr damit anfangen. Erstmal ist Malerei das Aufbringen von Pigmenten mit Bindemitteln auf einen Bildträger. Ein terminus technicus. Alles Weitere ist Ideologie.


F: Sind Sie Ideologe?
KK: Nein. Ich bin Maler!


F: Sie malen Kirchen. Sind Sie religiös?
KK: Eigentlich nicht. Im Prinzip nicht, aber Kunst ist eine besondere Form der Religiosität. Und Kirchen sind eine Form, um Inhalte zu transportieren. Ein Versuch, sich mit Dingen wie Ewigkeit, Wahrhaftigkeit etc. vertraut zu machen und sich subjektive Möglichkeiten zu erschließen.


F: Welche subjektiven Möglichkeiten? Das klingt sehr abstrakt. Vielleicht ein Beispiel?
KK: Aber das sind doch keine intelligenten Fragen! Solche Werte sind doch immer abstrakt, aber nicht allgemeingültig. Jeder muss sie für sich selbst klarmachen, um für sich selbst den Nährwert aus zu pegeln. Fern der Technokratie. Ich bin doch nicht der Papst.


F: Kunst als Ersatzreligion?
KK: Dann ist es die Frage wie man Religiosität definiert.


F: Der Rote Turm: Kirche als Blutstrom?
KK: Ich male den Turm. Und Feierabend. Der Rest ist eure Sache.


F: Rot oder Turm?
KK: Turm. Man steigt empor und hat einen anderen Blickwinkel. Man sieht mehr, man begreift mehr. Es geht um Bilder. Warum werden überhaupt Türme gebaut? Ich lasse mich von der Wirklichkeit inspirieren. Im Prinzip kann man sich auch eine Höhle graben.


F: Wie würde dann die Höhle aussehen?
KK: Wie der Turm, nur nach unten.


F: Variationen eines Themas.
KK: Eine Symphonie in 200 Sätzen. Die Wahrheitsfindung kann ein langwieriger Prozess sein. Dinge brauchen ihre Zeit. Immer das dumme Warum. Warum? Dann sage ich halt: Malerei. Für mich ist Malerei Wahrheitsfindung. Ich bin Bildermacher.

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