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In den Bildern von Kehrwald verwest, versengt, verbrennt die Welt. Triptychonhaft erscheint vor uns der brennende Leuchter als heiliges Motiv: Im Schein des Feuers der abbrennenden Lichter erglänzt die Welt, leuchtet die Farbe. Fragmente von Samtteppichen sind zuweilen spolienhaft in die Bilder gefügt, als gelte es Kostbarkeiten zu bewahren. So wie die Augäpfel an den brennenden Türmen der Kathedrale hochgreifen – als wäre Wahrnehmung selbst eine Flamme -, so wird das Gehirn zum bergenden Schatzhaus: Das in sich verschlungene Gehirn, das ein zentrales Motiv in Kehrwalds Malerei darstellt, ist nicht nur Speicher einer vergehenden Welt. Es ist auch Sinnbild für autonomes Dasein. Dieser Doppelaspekt von Glanz und Vergehen wird zu einem Akt der reinen Malerei. Die Bilder von Kehrwald weisen in ihrer zugleich dunklen wie auch leuchtend-warmen Tonigkeit Oberflächenstrukturen auf, die bei einer bestimmten Position des Betrachters aufscheinen und dann wieder verlöschen. Der wahrgenommene Gegenstand prägt sich ein in der „Kammer“ des Gehirns und verlöscht zugleich als Außenbild. So wie innen nach außen tritt, geht Äußeres nach innen. Diese innere Bewegung der Malerei zeichnet die Bilder von Klaus Kehrwald aus.

Stephan von Wiese, 1990